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AutorenbildSimone Schramm

Kunst, Freiheit und Sein in Zeiten von Corona/Teil II

Hier nun endlich der zweite Blogbeitrag über das Projekt "Kunst im Pavillon 2020".

Mit einer Portion situationselastischer Handlung, einem ordentlichen Schuss Kreativität, einem Hauch Querdenkerei und einer Prise Humor konnte uns die sogenannte neue Normalität nichts anhaben. In einer Zeit wo der Kunst immer mehr die Möglichkeit geraubt wird öffentlich sichtbar zu sein bin ich sehr dankbar einen Ort für mich entdeckt zu haben wo ich nicht an meiner Arbeit gehindert werde. Ich hoffe es finden sich noch mehr Wege außerhalb des kollektiven Wahns um kreatives Sein überleben zu lassen, denn sonst wird es totenstill auf dieser Welt.



Eine Versammlung wird wieder zur Veranstaltung


Nachdem auch wir in den lokalen Medien eine Portion "Fake News" abbekommen hatten,

(siehe Beitrag Nr. 1) ging es natürlich weiter. Optimistisch betrachtet könnte man die haarsträubende Berichterstattung auch als kostenlose Werbung betrachten. Man war im Gespräch oder: Eine schlechte Presse ist immer noch besser als gar keine. Leider regnete es ausgerechnet bei dem darauffolgenden Treffen. Das schreckte sicherlich den einen oder anderen neugierig gewordenen ab, aber nicht den "harten Kern". Schließlich hatte man ja ein Dach über den Kopf.


Die zwei Polizisten die für uns zuständig waren, hielten sich diskret im Hintergrund und am Ende hatten wir noch ein nettes Gespräch mit ihnen. Trotzdem war mir klar, dass ich einen Weg finden wollte und musste um von diesem vorgefertigten Bild einer üblichen Demonstration wegzukommen. Auch das ganze Prozedere war aus meiner Sicht nicht mehr tragbar: Angefangen das ich jede Versammlung immer wieder einzeln anmelden musste, über die eben schon erwähnte Beamtenpräsenz bis hin zu den ganzen Vorschriften . Um einen ungezwungenen, freien Austausch ermöglichen zu können sollten auch Bedingungen wie z.B. eine entspannte Atmosphäre herrschen.


Also machte ich mich mal wieder auf den Weg in den Behördendjungel und versuchte unsere Initiative wieder als das was sie war anzumelden: eine Ausstellung im Freien.

Wie bereits im Jahre 2019 gab es Unstimmigkeiten wer denn nun in meinem Fall zuständig ist. Aber im Gegensatz zu dem schweren Geschütz welches aktuell aufgefahren wurde um eine Scheinpandemie aufrecht erhalten zu können, war dies schon fast eine Wohltat. Schließlich hatten wir es schwarz auf weiß: Wir waren keine AntiCoronaMaßnahmenDemonstranten (was für ein Wort) sondern einfach nur eine Kunstveranstaltung. Naja für uns Pavillonleute änderte sich natürlich nichts, schon garnicht unsere Einstellung zu gewissen Geschehnissen in der Welt. Aber die äußeren Bedingungen mussten nunmal unseren Bedürfnissen angepasst werden.


Kam selten vor: Treffen im Regen

Der harte Kern


In den 4 Monaten war es ein Kommen und Gehen in Bad Faulenbach. Einige Wiederholungstäter vielen mir mit der Zeit allerdings schon auf. Es bildete sich eine Art "Pavillon Gang." ;-)

Nachdem man auch nicht mehr ständig mit den Augen- oder schlimmstenfalls mit dem Metermaßstab die Abstände zu seinen Mitmeschen messen musste, gefühlt als Coronarebellen unter Beobachtung stand und den Ort des Geschehens nicht nach genau einer Stunde verlassen "durfte", war auch ein wirkliches kennenlernen, bzw. ein vertiefen bereits berstehender Bekanntschaften möglich. Man könnte das Treffen auch als eine Oase in der CoronaBlödsinnWüste nennen.


Die Kombination von guten Gesprächen, Kunst in der Natur und nicht zu vergessen einen vernünftigen Vorrat an Cider und Kaffee gab einem die Idee eines Lebens wie es eigendlich sein sollte zurück. Vorbeilaufende trauten sich auch wieder öfters einen Blick auf die Ausstellung zu werfen oder sich dem Infostand zu nähern. Durch die "großzügigen" Lockerungen seitens der Regierung blühte auch Füssen und Umgebung wieder etwas auf. Menschen begegneten sich wieder. Doch ich stellte schnell fest das der Schein trügte. Denn so manches Gespräch mit Menschen die ich zu kennen glaubte endete mit einem gefühlten Schlag ins Gesicht. Noch nie zuvor wurde mir so glassklar vor Augen geführt wie wenig Interesse an der Bildung einer wirklich eigenen Meinung, einer Auseinandersetzung mit dem Sein und wirklich gelebter Toleranz besteht.


Das Malspiel


Neben den Projekt am Kneippbecken versuchte ich so oft wie möglich Ruhe und den Weg ins Atelier zu finden. Eine ganz schöne Herausforderung. Immer wieder holte mich die Pandemie- Informationsflut ein. Da ich ja nun offiziel eh schon zu der Fraktion Aluhutschwurbler und Verschwörungstheoretiker zu zählen schien, nahm ich auch regelmäßig in meinen

Youtube Beiträgen Stellung zum Thema Corona. Das schmeckte sicherlich nicht jeden, aber darauf will und kann ich keine Rücksicht mehr nehmen. Wer es nicht aushalten kann, dass auch ich mir die "Frechheit" rausnehme eine eigene Sicht auf das Weltgeschehen zu haben der darf mich gerne ignorieren, blockieren oder was auch immer man in solchen Fällen machen möchte.


Tatsächlich gab es auch noch andere Themen dieses Jahr denen ich meine Aufmerksamkeit widmete. Unter anderem las ich das Buch " Wie man Kinderbücher nicht betrachten sollte" von Arno Stern und bekam so einen Einblick in die Welt des Malspiels. Die Grundidee hier ist es mit entsprechenen Malutensilien befreit von Erwartungen, Vorgaben oder Bewertungen einfach in das Geschehen einzutauchen.


Durch seine jahrelange Arbeit vor allem mit Kindern, sowie Forschungsreisen entdeckte Arno Stern ein immer wiederkehrendes Muster in den verschiedenen Bildern die während des Malspiels entstanden. Er nannte es die Formulation. Das was auf einen simplen Blatt Papier sichtbar wird, wenn die richtigen Bedingungen vorhanden sind kann man als eine universelle Ursprache verstehen. Es ist z.B. wichtig das man einfach in Ruhe gelassen wird.

Ich habe als Kind intuitiv genau dies sehr oft eingefordert um malen zu können. Vor allem nach der Schule war mein Kinderzimmer eine Sperrzone für Störungen jeglicher Art.


Als Ergänzung durfte man als "Pavillonbesucher" nun auch seiner Malspur folgen. Vielleicht kann ich irgendwann der Idee einen richtigen Malort zu gründen nachgehen. Aber im Moment sehe ich da wenig Spielraum. Es ist nicht möglich ein freies sich ausdrücken mit einem total sinnfreien Hygienekonzept ( welches ich wohl vorlegen müsste) zu vereinbaren.


Wer mehr über dieses Thema erfahren will, kann sich meine zwei Videobeiträge dazu ansehen:


Alles hat ein Ende... aber auch einen Neuanfang


Am 13. September fand das letzte Treffen für dieses Jahr statt. Das Wetter gab noch einmal sein Bestes und bescherrte uns einen herrlichen Spätsommertag. Jetzt wo ich hier am Schreibtisch sitze, mitten im Lockdown light bei dunkelroter Ampel und bescheidenen Novemberwetter kommt es mir so vor als berichte ich über ein Geschehen das jahrelang und nicht erst 1 1/2 Monate zurück liegt. Das liegt wohl an der Ereignisdichte in diesem Jahr und ich sehe keinen Trend der Entschleunigung für die nächste Zeit. Ich befürchte sogar eher das Gegenteil.

Was wohl für Bedingungen herrschen werden im Frühjahr/ Sommer 2021? Ich habe keine Ahnung und vielleicht ist es im Moment auch besser so. Ich hoffe aber doch sehr, dass es weiterhin Platz für wirkliche zwischenmenschliche Begegnungen geben wird.


Jedenfalls saßen wir damals im September, vor seeehr langer Zeit, ein letztes Mal im Pavillon. Zum neunten Mal hieß es: Bilder aus dem Atelier, rein ins Auto, Aufbau in Bad Faulenbach und nach ca. 3 Stunden das ganze wieder Retour. Ich gebe zu, dass mir dieser Teil des Geschehens am Ende doch leicht auf die Nerven ging. Aber die Zeit dazwischen war immer eine Wohltat. Kein Sonntag glich den anderen. Mal war es eine kleine Runde mit den "üblichen Verdächtigen", mal kam der eine oder andere Spaziergänger auf uns zu und einige schlossen sich uns an.


Letztes Treffen am 13.09.2020

"Kunst im Pavillon" macht jetzt ersteinmal einen ausgiebigen Winterurlaub. 2021 wird sicherlich für uns alle mindestens genauso eine Herausforderung wie dieses Jahr. Ich plane wohl besser nichts konkretes in Sachen Ausstellung für das Frühjahr. Nur die eine Sache: Ich werde mich den neuen Normalitäten die bis dahin in Erscheinung treten und uns "beglücken" stellen.


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