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AutorenbildSimone Schramm

Kunst, Freiheit und Sein in Zeiten von Corona

Ende 2019 hatte ich Pläne für das neue Jahr. Ihr auch? Und dann kam Corona. Das große C überschattete alles. Es schien kein anderes Thema mehr zu geben, denn wir waren und sind nach wie vor alle betroffen. Wie geht man um mit solchen Situationen? Den Kopf in den Sand stecken war für mich keine Option. So entstand in Bad Faulenbach am Kneippbecken die Initiative "Kunst für Freiheit und Sein".



Lockdown. Was nun?


Ende März war der Zeitpunk an dem, zumindestens in Bayern, die Erde zum Stillstand kam- Lockdown. Schulen geschlossen, Spielplätze abgesperrt, Cafes und Restaurants zu. Das verlassen der Wohnung war nur noch aus trifftigen Grund erlaubt, alleine oder nur mit Personen aus dem gleichen Hausstand. Herzlich Willkommen in der neuen Normalität.


Eine gespenstische Stille machte sich breit. Angst vor einem Killervirus der uns alle umbringen würde hatte ich nie. Aber bis heute mache ich mir um andere Dinge Sorgen. Was genau geht hier eigendlich wirklich vor? Was ist das tatsächliche Ziel dieser Maßnahmen? Gibt es überhaupt noch eins oder werden wir nicht eher gerade von Wahnsinnigen regiert, die nur noch ihre Lügen vertuschen und aufrecht erhalten wollen? Was macht dieser inzwischen ein halbes Jahr andauernde Ausnahmezustand mit uns Menschen? Und nicht zu vergessen mein Lieblingsthema: der allgegenwertige Gesichtslappen, der uns permanent daran erinnern soll wie ernst die Lage ist. Ist er gekommen um zu bleiben?


Irgendwann Ende April fragte ich mich: Was wird denn nun aus meinen Plänen? Soll ich weiterhin zuschauen? Abwarten und Tee trinken? Mich ärgern und verzweifeln an den Irrsinn der irgendwie zum Hauptthema des Alltages wurde? Hinzu kam ja auch das lange Zeit in Sachen treffen mit mehr als zwei Personen nicht viel los war. Sogar das sitzen auf einer Parkbank kam in Verruf und man hielt sich am Rande der Legalität auf wenn man sich doch auf eine solche niederließ.


Schließlich kamen nach und nach sogenannte Lockerungen in Mode. Es trauten sich die ersten Leute, die später als Aluhutschwurbler, Covididioten und esoterische Reichsbürger berühmt werden sollten, auf die Straße. Deutschlandweit versammelten sich Bürger um für unsere Grundrechte einzustehen und gegen die unverhältnissmäßigen Maßnahmen zu demonstrieren. Wie nett das uns dieses Recht, anfangs zwar nur für 1 Stunde und maximal 50 Personen, wieder zugesprochen wurde. Schließlich leben wir doch in einem freien Land wo jeder seine Meinung äußern darf, nicht wahr?


Sei situationselastisch! Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen.


So wurde mir klar aus "Kunst im Pavillon 2019" würde dieses Jahr "Kunst für Freiheit und Sein" werden. Zuerst galt es natürlich mal wieder den Behördendschungel zu durchqueren. Meine Lieblingsbeschäftigung! In der Stadtverwaltung Füssen hatte es sich noch nicht mal rumgesprochen, dass man sich neuerdings wieder versammeln durfte. Ich wurde weitergeleitet zur Corona Hotline, die zur damaligen Zeit tatsächlich ziemlich heißlief. Auch da wußte man scheinbar nicht mehr wo oben und unten war.


Schließlich landete ich beim Ordnungsamt und erfuhr unter welchen Bedingungen ich mein Vorhaben umsetzen könnte. Natürlich musste ein Formular ausgefüllt werden. Soweit so gut und üblich. Nun aber wurde es, wie so oft in diesen Jahr, kurios. Anbei sollte ich eine Luftbildaufnahme der Örtlichkeit zusenden, auf welcher ich die teilnehmenden Personen mit 1,50 m Abstand markieren sollte. Also malte ich 30 rote Punkte, ein leichtes Spiel für eine Künstlerin. Es durften keine Flyer verteilt werden. Also schlug ich einen Infostand vor, wo auch ja der Sicherheitsabstand eingehalten werden konnte.


Als ich mitteilte, dass ich zwei Kunstwerke mit einbeziehen wolle, wurde es brenzlig. Der Sachbearbeiter meinte, dass eine Kunstveranstaltung nicht erlaubt sei ( auch nicht wenn ich ein Foto mit säuberlich markierten 30 Punkten zusenden würde. Schade, ich hatte mir solche Mühe gegeben.) Bis ich ihn überzeugt hatte, dass meine Bilder als Ausdrucksmittel zu sehen seien, ähnlich wie Plakate die ja schließlich auch erlaubt sind, vergingen wieder einige Minuten. Am Ende bekam ich noch den Rat, dass ich die Erstanmeldung mindestens 14 Tage oder besser noch 3 Wochen im vorraus einreichen solle, da die Bearbeitungszeit derzeit so lange wäre. Was soll ich sagen? Nach dem auflegen des Telefonhörers bin ich erstmal sehr lange im Wald spazieren gegangen.


Die erste Versammlung


Und der Beamte hatte nicht zuviel versprochen. Mit Spannung erwatete ich die Genehmigung die irgendwann kurz vor knapp auch mal eintrudelte. Inzwischen hatte ich versucht Leute mit eventuellen Interesse zusammenzutrommeln. Da mir schon am Anfang der Krise auffiel wie sehr sich doch die Geister beim Thema Corona schieden, war auch das nicht mehr so einfach wie "früher". Ich war mir unsicher wen ich überhaupt ansprechen könnte, ohne gleich auf negative Reaktionen zu stoßen. Der Sonntag rückte näher. Ich freute mich, war aber auch angespannt.


Einige Freunde und Bekannte hatten ihre Unterstützung zugesagt oder schon bei den Vorbereitungen geholfen. Nochmals vielen Dank an dieser Stelle. So bekamen meine zwei Kunst"plakate" Gesellschaft von Werken der Künstlerinnen


Wie sehr sich das Leben seit dem Sommer 2019 verändert hatte, wurde noch einmal deutlich als kurz vor Beginn unserer Aktion die Polizei eintraf. Das war einer der Dinge die mir nicht so ganz behagten. Würde da nicht das Gefühl von Überwachung hochkommen, als wäre man ein Verbrecher? Sehr schnell stellte sich heraus, dass wir Glück hatten. Die Beamten waren sehr nett und man kann von einer respekvollen Zusammenarbeit reden.


Das "Absperrflatterband" welches uns wärmstens empfohlen wurde erweckte doch ein bisschen den Eindruck eines Tatortes. War aber auch aus praktischen Gründen sinnvoll. Da so zwischen Teilnehmer und Zuschauern unterschieden werden konnte. Schließlich waren beim ersten Mal nur 30 Personen angemeldet. Ab 15 Uhr trafen diese auch nach und nach ein. Ich eröffnete die Versammlung mit einer Rede und bekam auch hier Unterstützung. Andrea S. vermittelte ihre persönliche Vorstellung von Freiheit und Thorsten Wiethölter trug seinen verfassten Text "Masken und Geselschaft" vor.


Zusammenfassung der Reden:


Anschließend wurde es musikalisch. Die bereits erwähnte Künstlerin Bettinna Höcker spielte gemeinsam mit Astrid Schmitz das Lied "Wir sind verbunden" von Phillip Stegmüller. Ich weiß nicht wie es den anderen Teilnehmern ging, aber für mich war dies genau das richtige Mittel gegen die angespannte Stimmung. Die Klänge von Gitarre und Didgeridoo verjagten sozusagen die Misstöne die sich im Laufe des Ausnahmezustandes bestimmt bei jeden von uns angesammelt hatten.


Die Presse erschafft alternative Realitäten


Unser zweites Treffen fand genau zwei Wochen später statt. Ein freier Reporter der für zwei Füssener Zeitungen berichten wollte, war diesmal auch vor Ort. Im nachhinein sehe ich es als großen Fehler an ihn eingeladen zu haben. Es scheint mir noch heute so, als ob der Herr nicht gekommen war um unser Anliegen herauszufinden, zu verstehen und darüber zu schreiben, sondern um Material ( ob vorhanden oder nicht) für einen dieser reißerischen Coronaartikel zu sammeln, die gerade in Mode waren.


Versteht mich nicht falsch: Ja, ich bin gegen die Coronamaßnahmen und ich denke die meisten der am Pavillon Anwesenden geht es genauso. Aber zumindestens mein Anliegen ist es das Gesellschaftssystem allgemein zu hinterfragen. Das war auch schon vor den großen C so. Wir werden nicht zum Kernproblem der Krise gelangen, wenn wir nur die aktuellen Maßnahmen beleuchten und uns über sie beschweren.


Inzwischen habe ich meinen Frieden gemacht mit diesen Vorfall. Es steht ja jeden frei auf uns zuzugehen, nachzufragen und ins Gespräch zu kommen. Vielleicht stellt man denn fest: Ah ok, hier wird nicht lauthals protestiert, sondern einfach nur ein freier Austausch ermöglicht. Ich bin dankbar dafür, dass sich im Pavillon ein Kreis von Leute zusammengefunden hat , die dies verstanden haben

Fortsetzung folgt ;-)








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