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AutorenbildSimone Schramm

Auf der Jagd nach Glück

In meinem heutigen Beitrag übergebe ich meiner Co-Autorin Alexandra Danzl das Wort. Möge die Jagt…äh ich meine der Text beginnen.

Impuls zum Thema “Auf der Jagd nach Glück” von Petra Wagner, Mitglied der Leitung der Kontemplationslinie

„Und wenn du mit goldenen Speeren jagst das Glück und triffst und es liegt Dir zu Füssen durchbohrt – ”

Anneliese Vitense (1921 – 2000)

In der Dichte dieser wenigen Worte liegt die Wahrheit. Es ist mit ihnen im Grunde bereits alles gesagt. Die Jagd nach Glück kann nicht gelingen – sollte sie von scheinbarem Erfolg gekrönt sein, liegt das Glück „durchbohrt“ vor unseren Füßen. Leblos – wertlos. Und die Jagd beginnt von Neuem. Schneller immer schneller durch das Leben jagen – auf der Suche nach dem Glück. Kaum für einen Moment erahnt, scheu wie ein Reh, entschwunden. Die Anstrengungen mindestens verdoppeln, noch schneller, noch besser, noch perfekter, noch weiter, noch höher, noch spiritueller… atemlos sein.

Ja, auch die Spiritualität lässt sich für die Jagd nach dem scheinbaren Glück missbrauchen. Die „goldenen Speere“ im Gedicht von Anneliese Vitense, sind für mich ein wunderbares Symbol für genau dies.

Die „gewöhnlichen Speere“, wie mehr Erfolg im Beruf, mehr Reichtum, mehr Lob und Anerkennung im privaten wie beruflichem Umfeld, mehr Freunde, mehr Liebe von anderen zu bekommen und zu haben, überhaupt von allem mehr, bis es endlich genügt (was vermutlich nie der Fall sein wird), sind stumpf geworden und werden, als unbrauchbar erkannt, weggelegt. Das Müssen und das Haben wollen jedoch nicht. Es behält nach wie vor seine Dringlichkeit und ist weiterhin eng verknüpft mit der Idee des Glücks. Allein die Farbe des Umhangs, der übergeworfen ist, hat sich verändert. Sie scheint ein wenig heller, vielleicht leuchtender, auf jeden Fall schöner, zu sein.

Die Zeit der „Goldenen Speere“ ist angebrochen. Auch wenn das Glück nun neue Namen, wie Erleuchtung oder Einheitserfahrung, trägt, ist das Ziel nur scheinbar verändert. In der Tiefe findet oftmals eine zusätzliche Überhöhung statt: fortwährendes Glück – endlich! Die Jagd ist noch nicht vorbei, die Methodik ist lediglich an das neu formulierte Glück angepasst und fordert einfach ein anderes „mehr“: mehr und damit besser zu meditieren, mehr zu lieben, mehr Gelassenheit zu üben, oder auch mehr Freude am Leben haben zu müssen, was ein Widerspruch in sich ist. Wenn es nicht unmittelbar gelingt, gilt auch hier: die Anstrengungen mindestens verdoppeln, um noch besser, noch perfekter, noch weiser, noch liebevoller, noch spiritueller (oft wie eine Vergleichsperson, wer immer das auch sein mag) zu sein… und damit noch atemloser zu werden.

Atem und Leben sind eines. Das Leben mit all seinen Facetten wirklich leben, kann mit dem inneren Gehetztsein einer Jagd, gleich ob mit „gewöhnlichen“ oder „goldenen“ Speeren, nicht gelingen. Die Spiritualität ist zutiefst ungeeignet, um fortwährendes Glück zu suchen, da sie vom Wesen her keine Suche ist. Sie ist das Sein im Augenblick. Das Leben leben, genau so – ohne Müssen…. ohne Haben wollen – wie es jetzt ist.

Vielleicht… vielleicht dürfen dann auch die goldenen Speere einfach nur goldene Speere sein…

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